Die Vereinsfahne hat annähernd ein quadratisches Format - Höhe 113 cm - Breite 111 cm. Sie ist doppellagig gearbeitet und die beiden Seiten sind mit einer Einlage zur Verstärkung des Stickgrundes versehen. An der oberen Kante sind sieben Schlaufen zur Befestigung am ahnenstock angebracht. Die restlichen drei Randkanten sind mit einer sechs cm breiten goldenen Kantillenfransenborte eingefasst. Die Ausgestaltung beider Seiten erfolgte durch Handstickerei, Applikation von Gold- und Silberkantillen, Geweben und Schnüren. Buchstaben und Zahlen sind unterfüttert, um sie plastisch hervorzuheben.
Die Vorderseite besteht aus grünem Baumwollsamt. In der Mitte diagonal in Hängerichtung ausgerichtetes ovales Bildfeld mit seitlichen Ausbuchtungen, eingefasst mit einer breiten goldenen Borte. Die Darstellung ist gestickt und zeigt fast über die gesamte Höhe eine männliche Person in archaischer Jagdbekleidung, die den rechten Arm um die Schulter eines Kindes legt. Auf der Schulter trägt sie ein Gerät aus Holz, möglicherweise eine Armbrust.
Die Gruppe befindet sich vor der Kulisse einer Hochgebirgslandschaft. Das Bildfeld umrahmt auf angedeuteten Schriftbändern die goldgestickte Inschrift „Kloster - Schützen - Verein - 1878 - 1928 - Epe i. W." In den Ecken bilden angelegte Goldschnüre vegetabile Ornamente, aus denen zur Fahnenmitte ausgerichtete silberne Blüten und Blattsträuße hervorgehen. Die Eckornamente sind durch eine einfache Linie mit einander verbunden.
Die Rückseite der Fahne besteht aus hellbeigen Seidenrips. Das Mittelornament ist diagonal angelegt. Über einer grauen Schießscheibe liegen zwei gekreuzte Gewehre, auf der Oberkante der Scheibe befindet sich ein brauner Adler mit leicht ausgebreiteten Flügeln und nach vorn gerecktem Kopf. Die freien Flächen sind symmetrisch mit Eichenzweigen ausgefüllt. Das Emblem wird von zwei umschließenden Schriftbändern eingefasst: „Sicheres Auge, feste Hand" (oben) „ stets bereit fürs Vaterland" (unten).Als Rahmung zwei parallel geführte Goldschnüre, die an beiden Seiten jeweils in einer Volute enden. Als Eckornamente vier gleiche symmetrisch gestaltete Eichenzweige mit drei Blättern und zwei Eicheln.
In den 90 er Jahren drohte die Fahne zu verfallen. Kein Wunder bei einer so feinen handwerklichen Arbeit. Über 60 Jahre war sie das Symbol und Aushängeschild für den Schützenverein. Sie hat viele fröhliche, aber auch traurige Stunden mit gemacht. Auch den zweiten Weltkrieg hat sie mit einigen kleinen Blessuren überstanden. Jetzt aber nach so vielen Jahren hatte das kostbare Textilwerk einen beträchtlichen Schaden, so dass etwas geschehen musste. Was also sollte man nun tun: einmotten, restaurieren oder Ersatz schaffen? Der Vorstand beschloss einstimmig am 15.3.1990, dass die Vereinsfahne restauriert werden sollte. Er legte aber größten Wert darauf, dass die Ursprünglichkeit des restaurierten Teils erhalten bleibt, bzw. der grundsätzliche Charakter nicht verändert wird. Auch die alte ursprüngliche Sticktechnik sollte wieder Verwendung finden. Auf der Generalversammlung im November 1991 wurde der Kostenplan für die Restaurierung der Fahne bekannt gegeben. Da der Betrag entschieden höher ausfiel als vorgeplant war, spendeten die Vorstandskollegen spontan jeder 50,-DM. Weitere Spenden aus der Versammlung, der Volksbank Gronau/Epe und der Dresdener Bank trafen ein. Sie wollten bei der Restaurierung der historischen Vereinsfahne nicht zurückstehen und hatten dabei alle nur einen Gedanken, heimatliches Brauchtum zu pflegen und für spätere Generationen zu erhalten.
In der Paramentenwerkstatt Missionshaus Paderborn-Neuenbeken wurde die Fahne von Grund auf renoviert. Die Missionsschwestern vom „Heilig Blut" erfüllten diesen Auftrag wunschgemäß und zur vollen Zufriedenheit. Dabei wurden die Stickereien und Applikationen aus den alten zerschlissenen Fahnenblättern herausgeschnitten und auf neue wertvolle Gewebe übertragen. Fehlstellen und Schäden in den alten Stickereien wurden in Anlehnung an die Vorlage überstickt, partiell auch maschinell übernäht. Die Schießscheibe wurde vollständig erneuert. Die Schnittkanten wurden teilweise durch angelegte Schnüre überdeckt, teilweise auch durch das Weiterführen der Flachstichstickerei in den neuen Grund.
Die Ursprünglichkeit konnte hierdurch erhalten bleiben. Es spricht für den Verein, dass er, obwohl er eine neue Fahne zum 100 -jährigen Jubiläum bekommen hatte, dennoch die alte Fahne nicht nur aufbewahrte, sondern unter hohen Kosten restaurieren ließ, so dass der Verein nun in der glücklichen Lage ist, drei kostbare Fahnen zu besitzen.
Mögen sie geschont werden und erhalten bleiben, damit ihr Glanz auch noch künftige Generationen erfreuen mag.